Am 14. November 2014 erklärte sich die indische Regierung bereit, gegenüber Union Carbide höhere Entschädigungszahlungen zu fordern. Der britische Chemiekonzern ist verantwortlich für die weltweit bisher schlimmste Chemiekatastrophe, bei der 1984 mehr als eine halbe Millionen Menschen vergiftet wurde.
Weiterhin Gift im Grundwasser
„Für die Überlebenden der Katastrophe ist das ein wichtiger Sieg. Allerdings leiden die nachfolgenden Generationen in Bhopal weiterhin unter den Chemikalien, die Union Carbide vor 30 Jahren zurückgelassen hat und die nach wie vor das Grundwasser belasten“, sagt Audrey Gaughran, Director for Global Issues bei Amnesty International.
Treffen mit indischem Minister
Am 14. November trafen sich die fünf Frauen, unterstützt von weiteren 200 Überlebenden und AktivistInnen, mit dem indischen Minister für Chemikalien und Düngemittel, Ananth Kumar. Er hatte sich schriftlich damit einverstanden erklärt, die Opferzahlen vor dem 2. Dezember 2014, dem 30. Jahrestag der Katastrophe, zu überprüfen. Ausserdem werde er dafür sorgen, dass diesmal auch Überlebende berücksichtigt werden, die bislang keine Entschädigung erhalten haben. „Wir begrüssen diesen wichtigen Schritt der Regierung. Jetzt muss Premierminister Modi dafür sorgen, dass das Regierungsversprechen auch eingelöst wird“, sagt Audrey Gaughran. „Das wäre ein historischer Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die Opfer von Bhopal.“
Zahlen sind massiv höher
Überlebende und AktivistInnen sowie alle, die das Anliegen weltweit unterstützen, darunter auch Amnesty International, kritisieren die Regierung seit langem dafür, die Zahlen für Tote und Verletzte massiv zu unterschätzen. In einem Rekurs gegen die 1989 von Union Carbide im Rahmen eines aussergerichtlichen Vergleichs ausbezahlten Entschädigungen ging die Regierung von 5″™295 Toten, 4″™902 dauerhaft Behinderten und 42 Schwerverletzten aus. Die AktivistInnen sprechen dagegen von 22″™917 Toten, 508″™432 dauerhaft Behinderten und 33″™781 Schwerverletzten.
Firmen verweigern Kostenübernahme
Seit 2001 gehört Union Carbide dem US-Riesen Dow Chemicals. Dow Chemicals hat es abgelehnt, die Tochtergesellschaft dazu zu zwingen, sich in Indien wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. Beide Firmen weigern sich, die Kosten für die Aufräum- und Reinigungsarbeiten auf dem verseuchten Gelände zu übernehmen.
Taten sind gefragt
„Der Schritt der indischen Regierung sollte Union Carbide und die Vorgesetzten bei Dow Chemicals wachrütteln“, sagt Audrey Gaughran. „Die Bhopal-Geschichte wird sich nicht einfach in Luft auflösen, sondern Union Carbide und Dow Chemicals verfolgen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden sind. Und Indien muss endlich das verseuchte Gelände säubern „“ seit 30 Jahren ist das ein dunkler Fleck auf dem Gewissen der indischen Regierung.“